Kunst und Kultur

„Arisierungs“-Mahnmal wird eingeweiht

Aus Anlass der bevorstehenden Einweihung des sog. „Arisierungs“-Mahnmals an den Weser-Arkaden in Höhe Tiefer erklärt Kai Wargalla, kulturpolitische Sprecher*in der Grünen: „Es berührt mich wirklich sehr, dass das Mahnmal nun eingeweiht werden kann. Es war nicht immer ein einfacher Prozess, aber das Ergebnis ist ein gutes. Nun wird das Mahnmal im Herzen der Stadt stehen, in Sichtweite von Kühne+Nagel, und der künstlerische Entwurf konnte angemessen umgesetzt werden. Ich bin zutiefst dankbar für diese zivilgesellschaftliche Initiative und das fortwährende Engagement der Jüdischen Gemeinde. Wir Grüne haben über all die Jahre das Vorhaben immer unterstützt. Dieses Mahnmal hat eine große Bedeutung für Bremen, aber auch über Bremen hinaus. Es macht sichtbar, dass der Holocaust einer der größten Raubmorde der europäischen Geschichte war. Und es adressiert Bremens besondere Rolle beim Raub, beim Abtransport und bei der Versteigerung jüdischen Eigentums. Dabei nimmt es alle in die Verantwortung, die von dieser systematischen Beraubung der jüdischen Bevölkerung profitiert haben. Viele Bremer Speditionen, allen voran Kühne+Nagel als Hauptakteur und Hauptprofiteur. Die Bremer Behörden, die sich an der Verwertung bereicherten. Und auch die Bremer Bevölkerung, denn es waren viele Bremer*innen, die damals bereitwillig das geraubte jüdische Eigentum weit unter Wert ersteigerten.“

Nach dem Willen der Grünen soll der Standort zum einem konkreten Ort des Erinnerns und Mahnens und zu einem festen Bestandteil eines Gesamtkonzepts der Bremer Erinnerungskultur werden. Bremen müsse nun diese wichtige Erinnerungsarbeit stärker als bisher unterstützen, damit die einzelnen Initiativen im Rahmen einer erinnerungskulturellen Strategie in Zukunft besser zusammengedacht und übergreifend entwickelt werden können. Kai Wargalla weiter: „Außerdem wünsche ich mir, dass andere Bremer Speditionen und Betriebe es besser machen als Kühne+Nagel. Nämlich dass sie ihre historische Verantwortung annehmen und ihre Archive öffnen, um wissenschaftliche und journalistische Arbeit zu ermöglichen."

Einer der Hauptakteure und Hauptprofiteure der sogenannten „Aktion M“ war das Bremer Unternehmen Kühne+Nagel. Der Logistik-Konzern, der unweit der Weser-Arkaden seinen Standort hat, transportierte geraubte Möbel von jüdischen Deportierten durch Europa nach Deutschland. Auch andere Unternehmen, das Bremer Finanzamt, sowie die Bremer Bürger*innen haben von der Beraubung jüdischer Menschen profitiert.

Kai Wargalla unterstützte das Mahnmal-Vorhaben von Beginn an, zunächst als Parteivorsitzende der Bremer Grünen, dann als Landtagsabgeordnete und Sprecher*in der Kulturdeputation. Der Kulturwissenschaftler Henning Bleyl ist einer der Initiatoren des Mahnmals und hat den Prozess maßgeblich mit vorangetrieben. Der künstlerische Entwurf des Mahnmals, das am kommenden Sonntag eingeweiht wird, stammt von Evin Oettingshausen.