Bildung | Verkehr
Mehr Sicherheit vor Schulen: 'Elterntaxis' mit temporärem Durchfahrtsverbot stoppen
In zweiter Spur haltende Autos, Wenden auf dem Gehweg, rasantes Anfahren – vor manchen Schulen spielen sich allmorgendlich dieselben chaotischen Szenen ab, wenn unter Zeitdruck stehende Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen und durch riskante Anhalte- und Wendemanöver andere Kinder gefährden. Gerade Grundschulkinder verlieren im Chaos rasch den Überblick. Um die Sicherheit von Schulkindern zu verbessern und die sog. ‚Elterntaxis‘ zu stoppen, fordert die Grünen-Fraktion an ausgewählten Schulen ein täglich auf die Zeit zwischen 7.45 und 8.15 Uhr begrenztes Durchfahrtsverbot. Vorbild für diese sog. ‚Schulstraßen‘ ist Wien. Dort ist die Durchfahrt vor manchen Schulen rund um den Unterrichtsbeginn eine halbe Stunde lang untersagt. Die Kinder können die letzten Meter auf dem Weg zur Schule ungehindert vom motorisierten Verkehr zu Fuß gehen. Das Durchfahrtsverbot vor Schulen wurde in Wien zunächst in einem Modellversuch erprobt. Ergebnis: In der Folge ist der Anteil an Kindern, die nicht mit dem Auto zur Schule gebracht werden, deutlich gestiegen. Ausnahmen z.B. für behinderte Kinder oder Härtefälle müssen natürlich vorgesehen sein, ebenso müssen die unmittelbaren AnwohnerInnen ihre Straße befahren können.
‚Schulstraßen‘ können auch in Bremen ein geeignetes Mittel sein, so der verkehrspolitische Sprecher Ralph Saxe, um die gefährliche Verkehrssituation vor manchen Schulen zu entspannen und die Selbstständigkeit von Kindern zu fördern: „Die ‚Elterntaxis‘ gefährden vor einigen Schulen die Verkehrssicherheit der Kinder. Jüngere Kinder springen auf die Straße. Manche überqueren die Straße, ohne sich umzusehen. Wenn AutofahrerInnen in zweiter Spur anhalten, wird’s noch unübersichtlicher. Wenn die FahrerInnen dann auch noch durch ihre eigenen Kinder auf dem Rücksitz abgelenkt sind und im Stress waghalsig wenden oder lospreschen, wird’s gefährlich. Mit einem temporären Durchfahrtsverbot vor Schulbeginn lässt sich die Verkehrssicherheit erhöhen. Dabei geht es vor allem um die Sicherheit der Kinder. Aber nicht nur – wer sein Kind mit dem Auto zur Schule fährt, schwächt die Eigenverantwortung der Kinder und vermasselt ihnen wichtige Erfahrungen wie z.B. den gemeinsamen Weg in der Gruppe. Für eine gute Entwicklung müssen sich Kinder bewegen und Selbstständigkeit lernen, auf die sie dann stolz sind. Unsichere Eltern können den Schulweg auch mit den Kindern trainieren. Gerade der Weg zur Grundschule in Bremen ist oft kurz und für Kinder zu Fuß, mit dem Roller oder mit dem Rad gut zu bewältigen.“
Der kinderpolitische Sprecher Matthias Güldner hebt die Bedeutung des eigenständigen Schulweges von Kindern hervor: „Wenn Kinder nicht mehr mit dem ‚Elterntaxi‘ unmittelbar bis zum Schuleingang chauffiert werden, verbessert das die Verkehrssicherheit rund um unsere Grundschulen. Kinder sollen im Grundschulalter lernen, sich selbstständig und sicher im Verkehr zu bewegen. Das können Eltern mit ihnen trainieren. In Begleitung anderer Kinder macht der Schulweg mehr Spaß als auf dem Rücksitz eines Autos. Und der gemeinsame Fußmarsch, die Fahrt mit dem Roller oder dem Rad sorgt schon vor Schulbeginn für regelmäßige Bewegung, die Studien zufolge die Lernfähigkeit verbessert.“