Bericht

"Jeder Begriff von Moral wurde ermordet"

"Jeder Begriff von Moral wurde ermordet"

Lasker-Wallfisch
Karin M Gedenkstunde

Lasker-Wallfisch

"Es gab keine Grenzen mehr. Die Nazis konnten machen, was sie wollten. Jeder Begriff von Moral wurde ermordet. Die Reichspogromnacht war der Auftakt zum Massenmord", so Anita Lasker-Wallfisch, eine der letzten Überlebenden des Mädchenorchesters von Auschwitz, bei der diesjährigen Gedenkstunde für die Opfer der Reichspogromnacht. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden Synagogen geschändet und angezündet, jüdische Geschäfte geplündert. Zehntausende Jüdinnen und Juden wurden gedemütigt, misshandelt und ermordet. Auch in Bremen wurden fünf Menschen von der SA erschossen und zahlreiche Männer in Konzentrationslager verschleppt.

Karin M Gedenkstunde

An sie erinnerte die Vize-Präsidentin der Bremischen Bürgerschaft Karin Mathes in ihrer Rede bei der gemeinsamen Gedenkstunde der Bürgerschaftsfraktionen am Mahnmal in der Dechanatstraße. "Jede und jeder ist in der Verantwortung, dass so etwas nie wieder geschieht!", betonte die Abgeordnete von Bündnis 90/DIE GRÜNEN. Sie verwies mit Entsetzen und tiefem Bedauern darauf, dass es in Deutschland längst wieder Rechtsextremismus und Antisemitismus gibt. "Wir müssen dem mit allem rechtsstaatlichen, gesellschaftlichen und persönlichen Engagement offensiv entgegen treten", so Karin Mathes. Wichtig sei eine lebendige und vielfältige Erinnerungskultur. Die Vize-Präsidentin der Bürgerschaft nannte in diesem Zusammenhang beispielhaft die 'Nacht der Jugend', das 'Stolpersteine'-Projekt, die Aktion 'Rote Karte gegen Rechts' sowie das Engagement zum Erhalt des Rosenak-Hauses als Erinnerungsstätte.

Die Fraktionsvorsitzenden legten während der Gedenkstunde einen Kranz nieder. Schülerinnen und Schüler der St.-Johannis-Schule sprachen Fürbitten und legten Blumen nieder.