Bildung | Ernährung und Landwirtschaft | Kinder
Pädagogischer Happen oder kostenloses Mittagstisch-Schnäppchen?
Essen ist nicht gleich Essen - und auch die Beschäftigten an den Schulen sind nicht alle gleich: Deshalb ist Differenzierung bei der Bezahlung des Schul-Mittagessens angesagt.
Den Beschluss der Bildungsbehörde, dass Lehrkräfte an Bremer Schulen ihr Mittagessen in der Ganztagsschule ab sofort selber bezahlen sollen, kommentiert die kinder- und bildungspolitische Sprecherin der Bremer Grünen, Franziska Tell:
„In Anbetracht der bremischen Haushaltslage ist die Frage berechtigt, ob Lehrkräfte ihr Mittagessen in der Schule nicht selbst bezahlen sollten – wie die Eltern der Schulkinder auch. Doch der sogenannte „pädagogische Happen“ ist mehr als ein kostenloses Mittagstisch-Schnäppchen: Wir dürfen nicht vergessen, dass die Teilnahme der Pädagog*innen am gemeinsamen Essen auch eine wichtige vertrauensbildende Maßnahme und Teil ihrer Vorbildfunktion sein kann und sollte. Der „Happen“ dient nicht immer in erster Linie der Lehrer*innen-Sättigung, sondern er schafft die Möglichkeit, die Kinder beim Essen zu begleiten, ihnen in Ernährungs- und sozialen Fragen zur Seite zu stehen und persönliche Kontakt zu ihnen aufzunehmen und zu vertiefen. Uns ist durchaus daran gelegen, dass von der Bildungssenatorin und konkret in den Schulen gerade Fragen der Ernährung, des Konsums und des sozialen Miteinanders in allen Ganztags- und Alltagssituationen verstärkt mitbedacht werden – besser mehr als weniger!“, so Franziska Tell.
Die bildungspolitische Sprecherin fordert vom Bildungsressort eine differenzierte Betrachtung und Entscheidung: „Mittagessen ist nicht gleich Mittagessen – und Beschäftigte an Schulen sind auch nicht alle gleich. Während die Essenskosten für Lehrkräfte finanziell in der Tat kein großes Problem darstellen sollten, sieht das für anderes pädagogisches Personal und Assistenzkräfte, die in den Schulen tätig sind, durchaus anders aus. Oft sind es gerade diese Kräfte, die das Mittagessen begleiten, als Vorbild fungieren, die Kinder unterstützen und auch beaufsichtigen. Deshalb halten wir eine Differenzierung des Essens für sinnvoll: Geht es um ein günstiges Mittagessen – oder um eine pädagogische Begleitung der Schüler*innen? Geht es um eine persönliche Mittagspause mit genug Zeit und Ruhe für die eigene ausreichende Verpflegung – oder werden viele Kinder unterstützt und beaufsichtigt, so dass die Lehrer*innen bloß zu ein paar wenigen Bissen und Kalorien kommen? Wir erwarten, dass die Bildungsbehörde sich aktuelle Kostenstrukturen genau anschaut und sie so gestaltet, dass sie für alle nachvollziehbar und gerecht bleiben. Das ist wichtig, um die knappen Finanzmittel wirklich zielgerichtet in unserem Bildungssystem zum Einsatz zu bringen. Aber dann ist auch eine genaue Betrachtung und Differenzierung wichtig, was finanzielle Einsparungen im pädagogischen Alltag genau bedeuten und nach sich ziehen.“