Demokratie und Bürgerbeteiligung | Wirtschaft

Maueropfern würdig gedenken: Bürgerschaft fordert neuen Standort für Mauerdenkmal

Die Bürgerschaft hat heute beschlossen, einen neuen Standort für das Gedenken an die Maueropfer in Bremen einzurichten. Die Bürgerschaft ist damit dem Vorstoß der Grünen-Fraktion gefolgt, der öffentlichen Debatte um die Geschichte der SED-Diktatur, der Wiedervereinigung und ihrer Folgen einen neuen Anstoß zu geben. Die bisherigen Standorte der Mauersegmente auf dem Bahnhofsvorplatz und in der Überseestadt sind nach Ansicht der Grünen für ein würdevolles Gedenken gänzlich ungeeignet.

Dr. Henrike Müller, geboren 1975 in Dessau und Vorsitzende der Grünen-Bürgerschaftsfraktion, erklärt dazu: „Mit dem 13. August 1961 wurden Millionen Menschen abrupt von Familienangehörigen, Freunden und Bekannten getrennt. In den folgenden 28 Jahren bis zum Fall der Mauer 1989 starben Hunderte Menschen bei ihren Fluchtversuchen an der innerdeutschen Grenze. Eine zeitgemäße demokratische Erinnerungskultur muss die Opfer dieser Unrechtsgeschichte angemessen würdigen. Das ist an den aktuellen Standorten der beiden Mauersegmente, insbesondere auf dem Bahnhofsvorplatz, nicht möglich. Im Gegenteil: Das pietätlose Arrangement, mit einem öffentlichen WC direkt neben dem Denkmal der Maueropfer, verhöhnt die Menschen, die ihr Leben ließen, und auch all diejenigen, die für Freiheit und Demokratie in Ostdeutschland gekämpft haben. Ein neuer Standort für beide Mauersegmente ist daher zwingend erforderlich. Ich freue mich sehr, dass die Bürgerschaft den heutigen Antrag entsprechend unterstützt hat.“

Dr. Emanuel Herold, geboren 1986 in Karl-Marx-Stadt und europapolitischer Sprecher der Fraktion, ergänzt: „Wir sollten derjenigen in einer würdigen Form gedenken, denen es nicht mehr vergönnt war, ihr Leben in einem freiheitlichen Deutschland zu führen, obwohl sie genau nach dieser Freiheit suchten. Die Einrichtung eines neuen Gedenkortes für die Todesopfer der Mauer soll im öffentlichen Raum Aufmerksamkeit für die Geschichte der DDR, der deutschen Teilung und auch der Friedlichen Revolution schaffen. Dieser neue Standort kann darüber hinaus auch Anlass sein, weitergehende Fragen zu beleuchten, z.B. welche langfristigen gesellschaftlichen Folgen Diktaturerfahrungen mit sich bringen. Mit dem heute beschlossen Antrag wird ein überfälliger Prozess angestoßen, um für diese Erinnerungsarbeit einen geeigneten Bezugspunkt in Bremen zu schaffen.“

Mehrere originale Mauersegmente erinnern in Bremen an die Opfer der Berliner Mauer. Eines der Segmente befindet sich in der Bremer Überseestadt, ein anderes Mauerstück, das vom Berliner Künstler Ben Wagin gestaltet wurde, ist auf dem Platz der Deutschen  Einheit in Nähe des Hauptbahnhofes ausgestellt.