Kinder

Kita-Brückenjahr: Bedarf an Sprachförderung ist groß (Kopie 1)

Mit dem neuen Kita-Brückenjahr wird die Sprachförderung für alle betroffenen Kinder vor der Einschulung verbindlich. So erhalten künftig auch die Kinder, die darauf angewiesen sind und bisher keine Kita besucht haben, die nötige Unterstützung. Für die finanzielle Absicherung des Brückenjahres hatte sich die Grünen-Fraktion in den Haushaltsberatungen eingesetzt. Schließlich soll künftig kein Kind mehr durchs Raster fallen. Die aktuellen Zahlen zeigen, dass das Angebot dringend geboten ist: Von landesweit 248 Kindern, die bisher keine Kita besuchen und im Januar am vorgezogenen Primo-Test teilgenommen haben, ist für 205 Kinder ein Förderbedarf festgestellt worden. Das betrifft in Bremen 134 Kinder bzw. 82,7 Prozent der Test-Gruppe, in Bremerhaven 71 Kinder bzw. 82,6 Prozent, wie das Bildungsressort heute auf Anfrage der Grünen mitgeteilt hat. Ein Teil dieser Kinder wurde inzwischen von den Eltern in einer Kita angemeldet, der verbliebene Teil wurde von der fachlichen Leitstelle verbindlich für das Kita-Brückenjahr mit Sprachförderung angemeldet. Die Kitas sollen zum neuen Kitajahr 2022/23 zusätzliche Sprachförderkräfte erhalten. Dazu erklärt die kinderpolitische Sprecherin Solveig Eschen, die den Anstoß für das Kita-Brückenjahr gegeben hatte: „Es ist schockierend, wie deutlich sich der dringende Handlungsbedarf im Jahr vor der Einschulung zeigt. Die nun endlich eingeführte vorgezogene Sprachstandserhebung für Kinder ohne Kita-Platz war mehr als überfällig. Erstmalig wurde in diesem Jahr rechtzeitig vor Beginn des neuen Kita-Jahres getestet. Nun können die Kinder mit diagnostiziertem Sprachförderbedarf über das Brückenjahr wenigstens noch ein Jahr in die Kita gehen und Sprachförderung erhalten. Die betroffenen 205 Kinder im Land Bremen wären sonst mit nur minimaler oder gar keiner Förderung in die Schule gekommen.“

Solveig Eschen weist jedoch auch darauf hin, dass nur etwas mehr als ein Drittel der Kinder, die eigentlich hätten getestet werden müssen, auch erreicht wurden. 696 Kinder, die 2023 in die Schule kommen, haben bisher keinen Kita-Platz, getestet wurden davon nur 248. Neu aus der Ukraine angekommene Kinder sind hier noch nicht mitgezählt. „Diese katastrophal hohe Zahl ist kein Phänomen des aktuellen Jahres, sondern trauriger Standard. Es ist bitter, dass bisher Jahr für Jahr hunderte von Kindern ohne ausreichende Förderung in die Schule gestartet sind. Damit wird den Kindern eine Last aufgebürdet, die sie nur schwer wieder abschütteln können. Viele werden dadurch ihr ganzes weiteres Leben ausgebremst. Wie viele der nun knapp 450 nicht getesteten Kinder ohne Kita-Platz auch Sprachförderbedarf haben, lässt sich nur erahnen. Es braucht daher noch mehr Anstrengungen, in Zukunft wirklich alle Kinder für die vorgezogene Testung zu erreichen. Ein Behördenanschreiben reicht hier nicht aus. Nun heißt es außerdem, allen anderen Kindern ohne Kita-Platz, die noch im Verlauf des Jahres Sprachförderbedarf diagnostiziert bekommen, ein vernünftiges Förderangebot zu machen und sie nicht wieder mit wenigen Stunden abzuspeisen. Insgesamt ist das Kita-Brückenjahr ein Wendepunkt und eine große Errungenschaft. Nun muss darauf aufgebaut werden. Ein Jahr Kita ist besser als nichts, aber noch längst nicht genug. Wir brauchen schon viel früher einen Kitaplatz für jedes Kind“, betont Solveig Eschen.