Gesundheit

Lunapharm-Skandal: Auch Bremer PatientInnen betroffen

Der Lunapharm-Skandal hat inzwischen auch Bremen erreicht: In drei Apotheken wurden die gestohlenen und gefälschten Krebsmedikamente an PatientInnen abgegeben, wie jetzt durch eine Anfrage der Grünen-Fraktion bekannt wurde. Die genaue Anzahl der betroffenen PatientInnen ist noch nicht zu beziffern, wie aus der Antwort des Senats hervorgeht. Die Gesundheitsbehörde sorgt dafür, dass sie über ihre ÄrztInnen informiert werden. Die Apotheken hatten die Medikamente über einen Großhändler bezogen. Laborproben der vom Landeskriminalamt Brandenburg beschlagnahmten Medikamente haben bisher keine Hinweise auf Mängel ergeben, allerdings kann ein Restrisiko nach Angaben der brandenburgischen Behörden bisher nicht ausgeschlossen werden. Zunächst die betroffenen PatientInnen ausfindig zu machen und zu informieren, bewertet die Grünen-Fraktion als richtigen und notwendigen Schritt. Zugleich erwarten die Grünen, dass die Arbeitsabläufe und Ressourcen der Arzneimittelüberwachung in Bremen überprüft werden und dabei die Empfehlungen der brandenburgischen Task Force zur Aufklärung des Pharma-Skandals berücksichtigt werden.

Dazu erklärt der gesundheitspolitische Sprecher Nima Pirooznia: „Wir müssen auch in Bremen sicherstellen, dass PatientInnen genau die Medikamenten erhalten, die ihnen von den ÄrztInnen verschrieben werden. Es kann nicht angehen, dass erkrankte Menschen gefälschte oder gar unwirksame Medikamente erhalten. Es ist gut, dass die hiesigen Behörden umgehend aktiv geworden sind, um PatientInnen ausfindig zu machen und zu informieren. Nach dem Skandal in Brandenburg müssen wir aber sicherstellen, dass derartige Defizite in der bremischen Arzneimittelüberwachung nicht auftreten können. Daher werden wir uns nun in der nächsten Gesundheitsdeputation die Arbeitsweise der Bremer Arzneimittelüberwachung genau darstellen lassen.  Außerdem bedarf es auf Bundesebene größerer Anstrengungen, um das zu hohe Preisniveau für Medikamente in deutschen Apotheken zu senken. Denn erst die riesigen Preisunterschiede zwischen Deutschland und anderen Ländern machen es zu einem lukrativen Geschäftsmodell, sich Medikamente im Ausland zu verschaffen und nach Deutschland zu reimportieren. Auf den Prüfstand gehört in diesem Zusammenhang die Importquote, die eigentlich zur Kostendämpfung im Gesundheitswesen gedacht war, nun aber offensichtlich als Einfallstor für die organisierte Kriminalität dient.“

Zum Hintergrund: Die Brandenburger Firma Lunapharm soll u.a. in Griechenland in Krankenhäusern gestohlene, womöglich unsachgemäß gelagerte und damit unwirksame Krebsmedikamente an Großhändler und Apotheken in mehreren Bundesländern geliefert haben. Die Staatsanwaltschaft Potsdam ermittelt gegen mehrere Personen, denen gewerbsmäßige Hehlerei und Verstoß gegen das Arzneimittelgesetz vorgeworfen wird. Im Zuge des Pharma-Skandals musste Brandenburgs Gesundheitsministerin Golze (Linke) wegen massiver Mängel in der Arzneimittelaufsicht zurücktreten. Eine vom brandenburgischen Gesundheitsministerium eingesetzte Task-Force hat sich u.a. für eine Abschaffung der Importquote ausgesprochen, mit der deutsche Apotheken verpflichtet werden, einen bestimmten Prozentsatz ihres Umsatzes durch importierte Medikamente zu erzielen.