Antisemitismus in Bremen und Bremerhaven bekämpfen

Antisemitische Schmierereien an Synagogen, Verwüstungen auf jüdischen Friedhöfen, Anfeindungen auf der Straße und Schulhöfen sowie Hetze im Netz und auf Demos – das ist für Jüdinnen und Juden auch in Bremen und Bremerhaven zunehmend wieder bittere Realität. Die Bremische Bürgerschaft hat heute mit einem Antrag, den die Grünen-Fraktion initiiert und gemeinsam mit SPD, CDU, FDP sowie der Linken eingebracht hat, jede Form von Antisemitismus verurteilt und die konsequente Ahndung durch den Rechtsstaat bekräftigt. Die Initiative sieht u.a. vor, antisemitische Straftaten im Verfassungsschutzbericht künftig explizit auszuweisen und die Motivation der TäterInnen zu erfassen. Außerdem ist der Senat aufgefordert, ein ressortübergreifendes Handlungskonzept ‚Stopp den Antisemitismus‘ aufzulegen, das insbesondere die Prävention und Bekämpfung von Antisemitismus bei jungen Menschen zum Ziel hat. Nicht zuletzt soll Bremen ein Kooperationsabkommen mit der ‚International School for Holocaust Studies‘ in Yad Vashem schließen. Dadurch erhalten LehrerInnen die Möglichkeit, sich dort fortzubilden. Das dort erarbeitete Infomaterial beschäftigt sich auch mit Antisemitismus an deutschen Schulen.

In den Familien und in der Schule entscheidet sich maßgeblich, so Grünen-Fraktionsvorsitzende Maike Schaefer, ob antisemitische Muster fortleben oder Vorurteile und Klischees keine Chance mehr haben: „Der Antisemitismus nimmt in vielen Facetten zu, wie der jüngste Bericht des Unabhängigen Expertenkreises Antisemitismus des Bundestages zeigt. Ein Beleg dafür sind auch die widerlichen antisemitischen Schmierereien und Grabschändungen der vergangenen Monate in Bremen und Bremerhaven. Neben Neonazis gibt es auch eine linke ‚antizionistisch‘ getarnte Judenfeindlichkeit. Geschürt wird das noch durch die geistige Brandstiftung einer Partei mit rechtsradikalen Tendenzen. Verschwiegen werden darf auch nicht, dass ein Teil der MigrantInnen in ihren Herkunftsländern antisemtisch geprägt wurde. Das darf allerdings nicht den Blick von antisemtischen Denkmustern und Einstellungen bis in die Mitte unserer Gesellschaft ablenken. Wir müssen verstärkt bei jungen Menschen egal welcher Herkunft ansetzen und ihnen den menschenverachtenden Irrsinn des Antisemitismus aufzeigen. Deutschland hat angesichts der Shoa eine besondere Verantwortung für Jüdinnen und Juden. Sie sind ein fester Bestandteil unserer Gesellschaft und müssen hier sicher leben können. Wer Jüdinnen und Juden angreift, greift unsere offene demokratische Gesellschaft mit ihrem Recht auf Eigenständigkeit, Selbstbestimmung und Freiheit an.“

Als pädagogisch wertvolle Unterstützung bewertet die stellv. Fraktionsvorsitzende Henrike Müller die eingeforderte Kooperation mit der ‚International School for Holocaust Studies‘ (ISHS) in Yad Vashem: „Die ‚International School for Holocaust Studies‘ ermöglicht mit ihren ausgezeichneten Schul- und Bildungsmaterialien eine hervorragende Basis für die Beschäftigung mit dem Holocaust im Unterricht. Dabei wird zugleich der Blick auf aktuelle antisemitische Strömungen in Europa geweitet. Die hochmodernen und multimedialen Unterrichtsmaterialien ermöglichen den Schulen eine zeitgemäße Vermittlung des Holocaust. Bremer LehrerInnen profitieren außerdem von Fortbildungen der bedeutendsten Einrichtung zur Aufarbeitung der systematischen Judenvernichtung. Wir erwarten, dass der Senat diese in anderen Bundesländern längst fruchtbare Zusammenarbeit mit dem ISHS ggf. auch gemeinsam mit Niedersachsen zeitnah eingeht.“