Kanzelverbot diskriminiert Frauen
Kanzelverbot diskriminiert Frauen
"Ich bin darüber bestürzt, dass die St. Martini Gemeinde einer ordinierten Pastorin der Bremischen Landeskirche aufgrund ihres Geschlechts die Kanzel verweigert und ihr ein Auftreten im Talar untersagt. Auch der St. Martini Gemeinde dürfte nicht entgangen sein, dass es die Frauenordination gibt. Immerhin gilt diese seit 1947. In theologischer Hinsicht kann es in der Evangelischen Kirche keinen Unterschied zwischen Frauen und Männern geben, wie auch die EKD längst klargestellt hat. Ich fordere den Kirchenvorstand der St. Martini Gemeinde auf, in die Solidargemeinschaft der Evangelischen Kirchen Bremens zurückzukehren und sich nicht wiederholt zu isolieren", erklärt Frank Willmann, kirchenpolitischer Sprecher der Grünen, zum aktuellen Kanzelstreit.
Der grüne Kirchen-Experte hält eine kreationistische Auslegung des 1. Thimotheusbriefes, mit der der Kirchenvorstand der St. Martini Gemeinde das Kanzelverbot begründet, für weder zeitgemäß noch angebracht. "In Bremen genießen zwar alle Gemeinden laut evangelischer Kirchenverfassung die Lehr-, Glaubens- und Gewissensfreiheit: Hier geht es aber anscheinend eher um die Diskriminierung von Frauen im Amt. Denn zur Ausübung des Amtes gehört beim Amtsvollzug eben auch der Talar. Frauen haben in der Kirche lange genug unter Ausgrenzung gelitten. Gleichstellungspolitik als selbstverständliche Querschnittsaufgabe sollte auch nicht vor der St. Martini Gemeinde Halt machen. Gerade Kirchen sind als Spiegel gesellschaftlichen Lebens besonders aufgefordert, das aktiv vorzuleben", betont Frank Willmann.