Erwachsenenschule nicht aushungern - Recht auf neue Chance für Bildungswillige

Erwachsenenschule nicht aushungern - Recht auf neue Chance für Bildungswillige

"Erst werden die VHS-Kurse für die Nichtabiturientenprüfung ersatzlos gestrichen und jetzt wird ein drastischer Sparkurs bei der Erwachsenenschule eingeschlagen. Das ist unverantwortlich. Der zweite Bildungsweg wird von der großen Koalition stiefmütterlich behandelt. Bildungssenator Willi Lemke ist in der Pflicht, den zahlreichen Erwachsenen ohne Schulabschluss eine neue Chance zu ermöglichen. Sonst bleibt der Arbeitsmarkt für viele langfristig verschlossen," erklärt die grüne Bürgerschaftsabgeordnete Anja Stahmann zum Kürzungsbeschluss der großen Koalition, die Lehrerzahl an der Erwachsenenschule in den nächsten drei Jahren um knapp die Hälfte  (von 67 auf 30 Stellen) zu reduzieren. Die bildungspolitische Sprecherin der grünen Fraktion betont: "Die Nachfrage übersteigt in diesem Bereich bei weitem das Angebot. Den 200 Haupt- und Realschulplätze der Erwachsenenschule standen 670 Anmeldungen gegenüber. Statt sich über das große Interesse zu freuen und das Angebot wenn irgend möglich auszubauen, werden die Bildungsbarrieren vom Bildungssenator erhöht. Die große Koalition spart am falschen Ende. So werden die Arbeitslosenzahlen nicht gesenkt. Eine gute Ausbildung ist unverzichtbar."

Im Mai dieses Jahres hat die grüne Fraktion eine Große Anfrage zu Perspektiven der Bremer Erwachsenenschule gestellt. Die Antwort lässt auf sich warten. Mehrmals hat der Senat um Verlängerung der Beantwortungsfrist gebeten. Kommentar von Anja Stahmann: "Das Kürzen ging dem Senat schnell von der Hand. Beim Begründen fehlen ihm offensichtlich die Argumente. Angesichts der dramatischen Haushaltlage kann niemand von Kürzungen per se ausgenommen werden. Ich erwarte aber eine inhaltliche Diskussion über das Für und Wieder der geplanten Streichungen und Alternativen, bevor Fakten geschaffen werden. In der Bildungsdeputation fand diese Debatte nicht statt."

Anja Stahmann erinnert daran, dass jedes Jahr zwischen neun und zehn Prozent der Bremer Schüler die Schule ohne Abschluss verlassen. Über die Hälfte aller Langzeitarbeitslosen haben keinen Schulabschluss. "Wir dürfen diese Menschen nicht aufgeben. Sie brauchen eine neue Chance. Wenn sie die Kraft für einen Neuanfang finden, ist die Politik gefordert, die dafür nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen. In der PISA-Debatte betonen alle gern, dass Bildungsbarrieren abgebaut werden müssen. Der Senat praktiziert in der Erwachsenenbildung das Gegenteil. Ein Armutszeugnis für die große Koalition."