Juniorwahlen an Bremens Schulen

Juniorwahlen an Bremens Schulen

Wenn im Mai nächsten Jahres in Bremen Bürgerschaftswahlen stattfinden, sollen auch die Schülerinnen und Schüler an die Wahlurnen gerufen werden - zur Juniorwahl! Mit diesem Vorschlag will die grüne Bürgerschaftsfraktion der ständig wachsenden Nicht-Wähler-Fraktion Paroli bieten. Anja Stahmann, jugendpolitische Sprecherin der grünen Bürgerschaftsfraktion weiß: "Natürlich sind solche symbolischen Wahlen kein Allheilmittel gegen die Politikverdrossenheit. Durch die inhaltliche Vorbereitung und praktische Durchführung soll Demokratie früh geübt und erlebt werden._ Diese praxisnahe Form der politischen Bildung wurde bereits erfolgreich in den USA, Baden-Württemberg und Berlin ausprobiert. "In den Vereinigten Staaten nennt sich das Projekt "Kids Voting_. Die wissenschaftliche Begleitforschung hat belegt, dass die Jugendlichen ein größeres politisches Interesse entwickelten, vor allem in unterpriviligierten Schichten. Wo sich Schulen am Kids Voting beteiligten, stieg sogar die Wahlbeteiligung unter den Erwachsenen - die Schüler haben das Thema in die Familien getragen und dadurch den Eltern wieder Lust aufs Wählen gemacht,_ berichtet der grüne Bürgerschaftsabgeordnete Hermann Kuhn. "Wir Politiker dürfen nicht tatenlos zusehen, wenn immer weniger Menschen sich an den Wahlen beteiligen - so verliert die Demokratie ihre Legitimation. Zahlreiche Diskussionen mit Schülern und die Erfahrung mit dem Bremer Projekt "Jugend im Parlament_ zeigen, dass Jugendliche sich für Politik interessieren, wenn sie sich damit in Diskussionen auseinandersetzen und parlamentarische Arbeit am eigenen Leib ausprobieren können._

Gewählt wird per Mausklick

Das Bildungsressort soll in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für politische Bildung Unterrichtsmaterial für alle interessierten Schulen bereitstellen. Der Einsatz von Multimedia und Internet soll besonders berücksichtigt werden. Die Wahl wird möglichst realitätsnah von den Schülern selbst vorbereitet und durchgeführt. Es wird ein Wahlverzeichnis angelegt, die Schüler bekommen eine Wahlbenachrichtigung, bringen zur Wahl ihren Personalausweis mit. Gewählt wird per Mausklick in elektronischen Wahlkabinen. Kommentar von Anja Stahmann: "Bremen beteiligt sich am europaweiten Modellprojekt CyberVote, da sollte auch in den Schulen die Wahlform der Zukunft ausprobiert und gelernt werden. Für die Juniorwahl in Berlin stellte die Stadt Köln entsprechende Maschinen zur Verfügung._

In Berlin wurden für die Juniorwahl etwa acht Unterrichtsstunden eingeplant: Unter dem Motto "Hohle Sprüche oder kluge Inhalte_ wurden aktuelle Wahlplakate analysiert, Infos aus dem Internet organisiert, Diskussionsrunden organisiert und die Wahl vorbereitet. In Baden-Württemberg erfuhr eine Schülergruppe per Planspiel am eigenen Leib, was es heißt, ohne Stimmrecht zu sein.

"Das Thema Wahlen ist prinzipiell nichts Neues im Schulunterricht. Mit einem umfangreichen Angebotspaket an Unterrichtsvorschlägen und dem Einsatz neuer Medien kann es aber interessanter gestaltet werden,_ fasst Anja Stahmann zusammen. "Die Erfahrungen von Berlin und Baden-Württemberg sind ermutigend. Bremen sollte dem gelungenen Beispiel eines handlungsorientierten Unterrichts folgen. Die Beschäftigung mit Politik muss nicht öde sein, sie kann Spaß machen und motivieren, sich an Wahlen zu beteiligen._



In der Anlage:
"Juniorwahlen 2003 - Demokratische und politische Bildung im Land Bremen fördern", Bürgerschaftsantrag der Fraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN