Humaner Strafvollzug nur noch auf dem Papier?

Humaner Strafvollzug nur noch auf dem Papier?

"Nach dem öffentlichen Protest der Justizvollzugsmitarbeiter darf das Justizressort nicht zur Tagesordnung übergehen," fordert der grüne Bürgerschaftsabgeordnete Hermann Kuhn. "Die negative Entwicklung im Knast - mehr und länger Inhaftierte bei gleichzeitig weniger Personal - zu ignorieren, ist schofelig und gefährlich. Der offiziell geltende humane Strafvollzug wird durch den Knastalltag ad absurdum geführt. Ich erwarte vom Senat mehr, als die Ankündigung neuer Sparvorschläge von Roland Berger. Wenn kein Personal eingestellt werden soll, dann müssen andere Vorschläge von Justizsenator Henning Scherf erarbeitet werden, wie die Zahl der Strafgefangenen gesenkt und die Haftlänge gekürzt werden kann - beispielsweise durch die Entkriminalisierung von Drogenkonsum - und mehr Angebote von gemeinnütziger Arbeit statt Freiheitsstrafen."

Hermann Kuhn vermutet, dass Henning Scherf dem Thema Strafvollzug mit Absicht wenig Beachtung schenkt. In der März-Sitzung des Rechtsausschusses hat der Justizsenator verkündet, mit der Idee des humanen Strafvollzugs sei heutzutage kein Blumentopf zu gewinnen. "Ich erwarte von einem Justizsenator, dass er sich auch mit unpopulären Themen beschäftigt. Humaner Strafvollzug bedeutet nicht, den Knast in ein Hotel zu verwandeln. Es geht aber darum, die Würde des Menschen auch im Knast zu wahren und die Chancen der erfolgreichen Resozialisierung zu steigern."