Grundschule von acht bis eins - garantiert!

Grundschule von acht bis eins - garantiert!

"Die Schule ist Lebensraum ihrer Schülerinnen und Schüler, soll ihren Alltag einbeziehen und eine an den Lebensbedingungen der Schülerinnen und Schüler und ihrer Familien orientierte Betreuung, Erziehung und Bildung gewährleisten."
Bremisches Schulgesetz, § 4 Absatz 2

Von diesem löblichen Anspruch ist der Bremer Schulalltag meilenweit entfernt. Die Grünen wollen deshalb eine grundlegende Reform aller Grundschulen erreichen. Folgende Ziele stehen im Vordergrund:


  1. Bessere Lernbedingungen für die Schüler

  2. Mehr Lernfreude und Zeit für gemeinsame Aktivitäten

  3. Berufstätigkeit der Eltern erleichtern

  4. Bessere Arbeitsbedingungen für Lehrer

  5. Enge Zusammenarbeit von Grundschulen und Horten



Konkret bedeutet das: Alle Grundschüler sollen von 8 bis 13 Uhr verbindlich zur Schule gehen. Wer möchte, kann schon ab 7 Uhr kommen, auf Wunsch und gegen Bezahlung (angelehnt an die aktuellen Hortgebühren) wird zusätzlich ein Mittagessen mit anschließender Betreuung bis 15 Uhr angeboten. Neben einer zeitlichen Verlängerung der Schule soll sich der Schulalltag auch inhaltlich erheblich verändern. "Die alten Strukturen Marke Frontalunterricht im 45-Minuten-Takt haben sich überlebt. Es geht um Wissensvermittlung und Erziehung. Soziales Lernen, dazu gehören Team- und Diskussionsfähigkeit, soll durch gemeinsame Aktivitäten ohne Zeitdruck mehr Raum bekommen. Lehrer und Erzieherinnen aus Horten sollen gemeinsam den Alltag der Kinder gestalten", betont der grüne Fraktionssprecher Helmut Zachau. Eine solch tiefgreifende Reform hat ihren Preis. Die Grünen wollen in der Anfangsphase jährlich fünf Millionen Mark bereitstellen. "Dafür könnten bis zu 40 Lehrer plus 40 Sozialpädagogen eingestellt werden. Genug, um unser Modell in der Startphase an 50 Grundschulen in Bremen und Bremerhaven umzusetzen."

Die Probleme an Bremens Schulen sind hinlänglich bekannt. Der Anteil der Schulabbrecher steigt, der von Abiturienten sinkt. Die Zahl der Sitzenbleiber stagniert auf hohem Niveau. Die Konzentrationsfähigkeit vieler Kinder ist gering. Häufig scheitert der "normale" Unterricht an fehlenden Sprachkenntnissen. "Die ersten vier Schuljahre haben entscheidenden Einfluß darauf, wie die weitere Schulkarriere der Kinder verläuft. Deshalb gilt den Grundschulen unser besonderes Augenmerk."

Viele Kinder sind vor oder nach der Schule sich selbst überlassen oder werden von einer Notlösung in die andere geschoben. Die Eltern sind gestreßt und durch plötzlichen Unterrichtsausfall vor immer neue Probleme gestellt. "Die von Bildungssenatorin Kahrs für dieses Schuljahr zugesagte verbindliche Unterrichtsdauer von 8 bis 11.35 Uhr für alle Grundschüler ist reiner Wunschtraum. Das wissen die betroffenen Eltern nur zu gut." Selbst wenn das senatorische Versprechen eingehalten würde, wäre den wenigsten Familien geholfen. "Mit einer Grundschule von 8 bis 13 Uhr kommen wir den Elternwünschen nach", ist sich Helmut Zachau sicher. Er verweist auf eine Umfrage des Zentralelternbeirats bei der Einschulungsuntersuchung 1997. Das Ergebnis war eindeutig. 54,4% der Eltern hielten eine volle Halbtagsschule für "sehr wichtig", zusätzlich 32,2% bezeichneten ein solches Angebot als "günstig".

Genauso wichtig wie der zeitliche Aspekt ist den Grünen eine qualitative Verbesserung des Schulangebots. Zachau betont: "Natürlich soll nicht einfach die Zahl der Unterrichtsstunden erhöht werden. Damit würden die Kinder überfordert und man würde ihnen nicht gerecht. Die Schüler sollen sich geborgen fühlen, gefördret und gefordert werden. Eine solche Schule macht auch den Lehrern mehr Spaß."

Die Grünen setzen sich prinzipiell für das Modell "Geld statt Stellen" ein. Die Schulkonferenz vor Ort soll entscheiden, ob sie mehr Lehrerstunden möchte, eine sozialpädagogische Fachkraft oder beispielsweise für betsimmte Projekte Künstler oder Handwerker engagiert. Allerdings gilt der Grundsatz: Unterrichten dürfen nur Lehrer. Der Rest ist offen.

Von Niedersachsen kann man lernen, wie man es nicht machen soll. Eine solch grundlegende Reform darf nicht von oben verordnet werden. Kommentar von Helmut Zachau: "Wir wollen den Schulen ein freiwilliges Angebot machen, auf das sie sich gemeinsam mit Horten oder anderen Betreuungsangeboten bewerben können. Die Reformbereitschaft ist groß, angesichts der wachsenden Probleme in den Schulen. Es ist realistisch, im Schuljahr 200/2001 die neue Grundschulreform an der Hälfte der Schulen einzuführen. Ein Jahr Vorbereitungszeit wird reichen. In Bremen kann an die während der Ampelzeit eingeführte Volle Halbtagsschule und die Betreuungsschulen angeknüpft werden."