Alternative Standorte für Trinkwassergewinnung aus Weser suchen

Alternative Standorte für Trinkwassergewinnung aus Weser suchen

Als "ökologische Kahlschlagpolitik" bezeichnet die grüne Bürgerschaftsabgeordnete Lisa Wargalla die heutige Entscheidung des Wirtschaftskabinetts, die Arberger und Mahndorfer Marsch für ein künftiges Gewerbegebiet aufzukaufen und sich von der Trinkwassergewinnung aus der Weser zu verabschieden. "Ökologische Belange spielen im Senat offenbar keine Rolle mehr. Umweltsenatorin Wischer wird erst gar nicht an der Abstimmung beteiligt, obwohl es um Fragen von grundsätzlicher ökologischer Bedeutung geht."

Für die Grünen ist eine attraktive stadtgestalterische Nutzung des Wasserwerkgeländes eine verlockende Perspektive (dazu würden dann aber auch Kultur- und Freizeitangebote gehören), Vorrang hat für sie aber die Trinkwassergewinnung aus der Weser. "Solange es keinen alternativen Standort für das Pilotprojekt der Stadtwerke auf dem Stadtwerder gibt, dürfen dort keine Fakten geschaffen werden. Bremen darf sich in dieser Frage nicht aus der Verantwortung stehlen. Der Hinweis von Bürgermeister Scherf, die Entscheidung liege allein bei den Stadtwerken, ist ein schlechter Witz. Bremen ist immer noch Hauptanteilseigner der Stadtwerke, Umweltsenatorin Wischer ist Vorsitzende im Aufsichtsrat dieses Unternehmens. Dieser Einfluß muß genutzt werden. Die lapidare Mitteilung des Stadtwerke-Vorstands, eine Kosten/Nutzen-Abwägung spreche gegen die Trinkwassergewinnung, darf die Umweltsenatorin nicht tatenlos hinnehmen. Es wird Zeit, daß sie als Aufsichtsratsvorsitzende Flagge zeigt."

Als zu Ampelzeiten ökologische Belange in Bremen noch eine Rolle spielten, vereinbarten die Landesregierungen von Niedersachsen und Bremen, daß perspektivisch die Trinkwasserversorgung Bremens aus niedersächsischem Grundwasser reduziert werden soll. Lisa Wargalla betont: "Das ist auch dringend notwendig. In der letzten Umweltdeputation wurde berichtet, daß in Niedersachsen bereits Oberflächengewässer austrocknen. Dabei schöpft Bremen seine vereinbarte Gesamtfördermenge noch nicht einmal aus. Die Weser als potentielles Bremer Trinkwasserreservoir ist unverzichtbar. Nicht zuletzt deshalb hat sich Bremen mit sechs Millionen Mark an den Kosten für ein Entsalzungsprogramm beim thüringischen Kalibergbau beteiligt. Die Weserwasserqualität hat sich dadurch erheblich verbessert. Die Chance zur Trinkwassergewinnung wurde von den Stadtwerken noch vor nicht einmal einem Jahr als große Zukunftsperspektive gefeiert. Jetzt zählen nur noch kurzfristige Gewinne. Investitionen, die sich nur langfristig rechnen, wie die Trinkwassergewinnung oder die Fernwärme, haben bei diesem Stadtwerkevorstand keine Chance."