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Corona nach den Sommerferien 2021 – was ist über den Sommer zu tun?

Masken Schule by Drazen Zigic (iStock)

Masken Schule by Drazen Zigic (iStock)

Der Sommer ist da, das Infektionsgeschehen bewegt sich in Bremen aktuell auf niedrigem Niveau, öffentliches und privates Leben gehen langsam wieder normalere Wege. Leider weiß jedoch noch niemand genau, wie sich im Land Bremen die sogenannte Delta-Variante von SARS-CoV-2 (im Folgenden bezeichnet als Corona-Virus) entwickeln wird und ob nach den Sommerferien wieder mit hohen Infektionszahlen zu rechnen ist. Die Entwicklung in mehreren europäischen Ländern lässt befürchten, dass auch Deutschland nicht von einer vierten Welle verschont bleiben wird.

Bildungs-, Betreuungs- und Freizeiteinrichtungen für Kinder und Jugendliche waren über ein Jahr von massiven Einschränkungen betroffen, soziale Kontaktmöglichkeiten waren lange eingeschränkt. In Bremen wurde eine Politik der größtmöglichen Öffnung von Kitas und Schulen verfolgt. Diese wurde durch eine schnelle Impfung der Fachkräfte, eine erfolgreiche Teststrategie sowie Hygienekonzepte ermöglicht.

Der Impfstand bei Erwachsenen ist erfreulicherweise gut in Schwung gekommen. Nun droht jedoch die Gefahr, dass sich das Corona-Virus, sobald mehr Erwachsene immunisiert sind, möglicherweise vornehmlich auf die Jüngeren konzentriert. Daher müssen auf Bundes- und Landesebene die Weichen dafür gestellt werden, dass nach den Sommerferien Kitas, Schulen, Jugend- und Freizeiteinrichtungen geöffnet werden, bzw. geöffnet bleiben können. Die junge Generation musste in den letzten anderthalb Jahren große Opfer zum Schutz der älteren Bevölkerung erbringen. Sie kann nun zu Recht erwarten, dass die Bevölkerung Rücksicht auf Kinder und Jugendliche nimmt, die sich gerne durch eine Impfung schützen würden, aber noch auf einen Termin oder auf eine EMA-Zulassung für ihre Altersgruppe warten müssen. Ihre Durchseuchung ist unter diesen Umständen keine akzeptable Option.

Es ist zu hoffen, dass der Impffortschritt es ermöglicht, in einer vierten Welle auf lockdownartige Maßnahmen verzichten zu können, solange keine Überlastung der Krankenhäuser droht. Gleichzeitig muss das Infektionsgeschehen aber so weit eingedämmt werden, dass auch Kinder und Jugendliche effektiv geschützt werden können.

Hierzu formuliert die Bürgerschaftsfraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN folgende Forderungen an den Bremer Senat:

  1. Die Ergänzung des Inzidenzwertes durch die Hospitalisierungsrate ist sinnvoll. Wir fordern den Senat auf, konkrete Hospitalisierungsraten und diesbezüglich zu ergreifende Maßnahmen für Bremen festzulegen.
  2. Angebot und Empfehlung von Reihentests für Kita- und Schulkinder kurz vor Beginn des nächsten Schuljahres bzw. bevor die Kita-Kinder nach der jeweiligen Sommerschließzeit ihrer Einrichtung wieder in die Kita gehen. Als Tests sollten hierfür kinderfreundliche Lolli-PCR-Tests zum Einsatz kommen.
  3. In den Schulen sind die Pflichttests für Schüler*innen und Beschäftigte dreimal pro Woche durchzuführen. Eine Umstellung auf Pool-PCR-Testungen mit Lolli-Tupfer ist bei hohen Inzidenzen im Schulbereich zu prüfen.
  4. In Schulen soll in den ersten zwei Wochen nach den Ferien für Schüler*innen und Beschäftige Maskenpflicht außerhalb des eigenen Sitzplatzes gelten.
  5. Mobile Lüfter für alle Kita- und Schulräume sind bereitzustellen, in denen diese einen zusätzlichen Schutz vor möglichen Ansteckungen bewirken können. Zudem soll der Einbau und die Nachrüstung von stationären dezentralen Lüftungsanlagen an dafür geeigneten Standorten schnellstmöglich vorbereitet und umgesetzt werden.
  6. Wir begrüßen das angekündigte Impfangebot des Senats für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren und fordern ein unverzügliches  Angebot von entsprechenden Terminen. Es sollen nach den Sommerferien zudem Impfangebote in Schulen mit mobilen Impfteams für Schüler*innen ab 12 Jahren und deren Angehörige angeboten werden.
  7. Mehrere Länder sind inzwischen wieder Hochrisikogebiete. Für Reiserückkehrer*innen muss eine konsequente Testpflicht umgesetzt werden. Wir fordern den Senat auf, sich für eine entsprechende Bundesregelung einzusetzen.
  8. Einen Weiterbetrieb des Impfzentrums auch über den August hinaus begrüßen wir sehr. Der Senat sollte sich in diesem Zusammenhang für eine Verlängerung der Finanzierung durch den Bund bis mindestens Ende des Jahres einsetzen und Kapazitäten auch Kindern und Jugendlichen zur Verfügung stellen, die eine Impfung wünschen.
  9. Erforderlich ist die Erarbeitung eines Konzepts für Auffrischungsimpfungen von bereits abschließend geimpften Bürger*innen, um dem erhöhten Infektionsrisiko der Delta-Variante zu begegnen. Das Konzept sollte hierbei einen Vorrang für Risikogruppen beinhalten sowie dem konkreten Infektionsgeschehen in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen, Kitas und Schulen Rechnung tragen.
  10. Finanzierung von Corona-Antikörpertests durch die Krankenkassen für Kinder und Erwachsene, bei denen im Vorwege keine Corona-Infektion nachgewiesen wurde, die jedoch Symptome von Long-COVID zeigen – dafür soll sich der Senat bei den Krankenkassen und auf Bundesebene einsetzen.
  11. Long-COVID-Schäden treffen möglicherweise einen großen Teil der infizierten Kinder und Erwachsenen. Jedoch gibt es keine konkreten Zahlen und Daten. Bremen muss sich dringend um eine valide Datenlage kümmern, damit entsprechende Maßnahmen zur Bewältigung dieser Langzeitschäden über alle nötigen Stellen flankiert werden können.

Bremen, den 23. Juli 2021