Antrag „Bremisches Erinnerungskonzept Kolonialismus“

Antrag „Bremisches Erinnerungskonzept Kolonialismus“

Noch heute erinnern unter anderem Straßennamen an die deutsche Kolonialzeit, die erst mit Ende des I. Weltkriegs endete. Auch der Backstein-Elefant im Nelson-Mandela-Park nahe des Hauptbahnhofs, als Reichskolonialdenkmal 1932 eingeweiht, erinnert daran, auch wenn es heute als Antikolonialdenkmal firmiert. Oder das Überseemuseum, das ursprünglich ein Kolonialmuseum war. Bremens Rolle in der kolonialistischen Vergangenheit muss kritisch aufgearbeitet werden, vor allem den Zusammenhang mit dem Völkermord an den Völkern der Herero und Nama betreffend. Der grüne Abgeordnete Ralph Saxe hatte dazu den Antrag entwickelt, der vom Senat ein Erinnerungskonzept zum Kolonialismus fordert. Straßen mit Namen, die an die Kolonialzeit erinnern, sollen mit kritischen Erläuterungen versehen werden und das Überseemuseum soll zu dem Thema einen Ausstellungsschwerpunkt entwickeln. Darüber hinaus soll der Senat auf Bundesebene dahingehend tätig werden, dass der Völkermord im ehemaligen Deutsch-Südwestafrika endlich von der Bundesregierung offiziell als solcher anerkannt wird. In der Sitzung der Stadtbürgerschaft am 23. Februar 2016 wurde der Antrag beschlossen.In der Debatte hob Saxe hervor, dass der deutsche Kolonialismus zu den am wenigsten aufgearbeiteten und dunkelsten Kapiteln deutscher Geschichte gehört. Unter anderem war diese Kolonialgeschichte geprägt von der blutigen Niederschlagung sogenannter Aufstände. Und so sprechen Historiker vom ersten Völkermord im 20. Jahrhundert, wenn es um den Tötungsbefehl Generalleutnants von Trotha gegen die Völker der Herero und der Nama geht.Ralph Saxe erklärte, nicht für die Tilgung unliebsamer Straßennamen zu sein, auch wenn es im Einzelfall richtig sein kann. Ein historisches Gedächtnis der Stadt soll aber auch an dunkle Kapitel erinnern. Das fördert die Auseinandersetzung damit. Dazu bedarf es aber Legenden, die die Straßennamen erläutern.Der Antrag (Neufassung) vom 16. Februar 2016, Drucksache 19/107 S, wurde mit einer Änderung der Fraktion DIE LINKE beschlossen. So heißt es unter Beschlusspunkt 4 nun: „in den bereits laufenden Verhandlungen der Regierung Namibias und der Bundesregierung soll sichergestellt werden, dass Vertreter*innen der Herero- und Nama-Völker einbezogen werden und eine angemessene materille Entschädigung ebenfalls Gegenstand der Verhandlungen ist.“