Kunst und Kultur

Mahnmal in lokale Erinnerung an NS-Verbrechen einbetten

Das geplante „Arisierungs“-Mahnmal, das an die massenhafte Beraubung von vertriebenen und ermordeten Jüdinnen und Juden im Nationalsozialismus erinnern soll, muss in das vielfältige Erinnern zahlreicher Initiativen und Vereine an die Bremer NS-Geschichte eingebunden werden. Ein auf den Weg gebrachter Antrag der Grünen-Fraktion sieht vor, die Landeszentrale für politische Bildung mit der Konzeption zu betrauen. Dabei sollen u.a. unterschiedliche Formen des öffentlichen Erinnerns an die Beraubung und Enteignung unzähliger NS-Verfolgter wie z.B. pädagogische Angebote und Gedenkveranstaltungen entwickelt werden. Ferner soll das Mahnmal zur Rolle Bremens bei der Vernichtung der wirtschaftlichen Existenz und der Beraubung der jüdischen Bevölkerung mit bereits existierenden Initiativen zur Erinnerung an die nationalsozialistischen Verbrechen in Bremen verknüpft werden. Nicht zuletzt sollen die Jüdische Gemeinde und der Verein ‚Erinnern für die Zukunft‘ bereits bei der Erstellung der Konzeption mit einer öffentlichen Anhörung einbezogen werden. Für ein lebendiges Erinnern muss das Mahnmal in die Arbeit der bereits vorhandenen Initiativen eingebettet werden, so die Kulturdeputierte Kai Wargalla: „Bremen hat beim Raubzug gegen Jüdinnen und Juden eine tragende Rolle gespielt. Wir dürfen uns nicht im Schweigen verbarrikadieren, sondern müssen diesen grausamen Teil unserer Geschichte immer wieder sichtbar machen. Das ist gerade angesichts des zunehmenden Rechtspopulismus und Rechtsextremismus eine Aufgabe, für die sich alle DemokratInnen einsetzen müssen. Im Gegensatz zu autoritären Regimen zeichnet sich eine Demokratie und offene Gesellschaft dadurch aus, sich mit den verbrecherischen Aspekten seiner Geschichte kritisch auseinanderzusetzen. Das Mahnmal erinnert an die systematische Vernichtung der wirtschaftlichen Existenz und die massenhafte Beraubung von Jüdinnen und Juden. Das Erinnern daran kann sich nicht darin erschöpfen, ein isoliertes Mahnmal zu schaffen. Das Mahnmal ist vielmehr ein wichtiges Fundament für einen darauf aufbauenden öffentlichen Auseinandersetzungsprozess, der diesen Aspekt unserer Stadtgeschichte vielseitig und dauerhaft beleuchtet.“

Zum Hintergrund: In Bremen hatte die Ausplünderung von Jüdinnen und Juden eine besondere Dimension. So flüchteten zahlreiche jüdische Familien aus ganz Deutschland über Bremerhaven, ihr Hab und Gut mussten sie jedoch hergeben. Es wurde zu Gunsten der Finanzbehörde versteigert. Außerdem befindet sich hier der Stammsitz des Logistik-Unternehmens Kühne+Nagel, das maßgeblich an der ‚Aktion M‘ beteiligt war. Dabei wurden zwischen 1942 und 1944 aus besetzten Ländern der Hausrat von gut 70.000 Wohnungen und Häusern der geflüchteten oder deportierten jüdischen Bevölkerung nach Deutschland geschafft. Möbel, Uhren und vieles mehr wurden für die ‚Kriegsmoral‘ zu Schnäppchenpreisen verhökert bzw. teilweise kostenlos verteilt. Davon haben auch viele Bremerinnen und Bremer profitiert. Daran soll das Mahnmal „Leerstellen und Geschichtslücken“ der Architektin Angie Oettingshausen erinnern, das in den Schlachte-Stufen in der Nähe des Kühne+Nagel-Stammsitzes errichtet wird.