Mehr Selbstbestimmung für Menschen mit Behinderung

Mehr Selbstbestimmung für Menschen mit Behinderung

"Dies ist ein guter Tag für mehr Selbstbestimmung behinderter BremerInnen: Die unabhängige Beratung zum Persönlichen Budget ermöglicht ihnen eine Orientierung auf dem unübersichtlichen Sozialmarkt. Sie erhalten Unterstützung bei arbeitsrechtlichen und finanztechnischen Fragen. Die unabhängige Beratung kann entscheidend dazu beitragen, dass sich mehr Menschen mit Handicap für das Persönliche Budget entscheiden. Damit werden aus Fürsorgeempfangenden mündige Kunden. Das Persönliche Budget setzt den Abschluss einer Zielvereinbarung voraus. Dabei müssen die Betroffenen intensiv unterstützt werden", erklärt Horst Frehe, behindertenpolitischer Sprecher der grünen Fraktion, zum heutigen Beschluss der Sozialdeputation. Demnach soll eine trägerunabhängige Beratung zum Persönlichen Budget zunächst 2008 und 2009 erfolgen. Für das Modellprojekt stehen in diesem Jahr 40.000 Euro und im kommenden Jahr 50.000 Euro zur Verfügung.

Die unabhängige Beratung soll dazu beitragen, dass Menschen mit Behinderungen ihren seit Jahresbeginn bestehenden Rechtsanspruch auf ein Persönliches Budget umfassend informiert wahrnehmen können. Das Persönliche Budget ist ein anhand des gesetzlichen Hilfsanspruchs individuell errechneter Geldbetrag, mit dem Behinderte die benötigten Dienste selbst auswählen und bezahlen können. Die Menschen mit Behinderungen nehmen dabei eine unternehmerähnliche Rolle ein: Denn als ArbeitgeberInnen in eigener Sache sind sie nicht nur verantwortlich für die Auswahl und Organisation ihrer Hilfen, sondern auch für die Verwaltung ihres Geldbetrages. Und der kann – je nach Art der Behinderung und Umfang des Assistenzbedarfes – jährlich bis zu 100.000 Euro und mehr betragen.

"Ohne eine unabhängige Beratung sind die Menschen damit leicht überfordert. Das Informationsdefizit ist ein Hauptgrund, warum bislang nur wenige Menschen davon Gebrauch machen. Mit der unabhängigen Beratung wollen wir nun Abhilfe schaffen. Erfahrungen aus Schweden zeigen: Je mehr Menschen sich für das Persönliche Budget entscheiden, desto weniger Wohnheim-Unterbringungen erfolgen. Seitdem behinderte Menschen dort als Kunden auftreten, machen die Träger sozialer Dienste mehr wohnortnahe und individuell zugeschnittene Angebote. Es gibt daher im Unterschied zu Deutschland ein dichtes Netz ambulanter Dienste, das Behinderten mehr gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht", so Horst Frehe.