Frauen müssen endlich gleichen Lohn erhalten

Frauen müssen endlich gleichen Lohn erhalten

"Die Lohndiskriminierung von Frauen ist beschämend. Die tiefe Gehaltskluft bestraft Frauen doppelt: Sie können sich heute weniger leisten als Männer und später nur mit einer schmalen Rente rechnen. Wirtschaft, Gewerkschaften und Politik sind gefordert, diese Ungerechtigkeit zu beseitigen. Die Entlohnung muss endlich die Leistung honorieren und nicht das Geschlecht. Das gilt angesichts des Fachkräftemangels mehr denn je. Denn im Wettbewerb um die besten Köpfe haben jene Unternehmen einen entscheidenden Vorteil, die auf Chancengleichheit für Frauen und Familienfreundlichkeit setzen", erklärt Doris Hoch, frauenpolitische Sprecherin der Grünen, zu den aktuell vom Statistischen Bundesamt herausgegebenen Zahlen. Demzufolge liegt der durchschnittliche Bruttoverdienst der Frauen 24 Prozent unter dem der Männer. In Bremen klaffen die Einkommen noch weiter auseinander als im Bundesdurchschnitt: Der Unterschied beträgt hier fast 26 Prozent.

Die Gründe für die enorme Gehaltskluft sind vielfältig. Während Männer oft Berufe mit hohen Bruttojahresverdiensten nachgehen, arbeiten umgekehrt in schlecht bezahlten Berufen überwiegend Frauen. Führungspositionen sind weitaus weniger mit Frauen besetzt (29 Prozent), obwohl bei den Bildungsabschlüssen zwischen beiden Geschlechtern kaum Unterschiede festzustellen sind. Während der Verdienstabstand beim Einstieg ins Berufsleben vergleichsweise gering ist, steigt er mit zunehmendem Alter beispielsweise in Bremen auf knapp 40 Prozent an. Einer der Hauptgründe dafür ist die erziehungsbedingte Erwerbunterbrechung. Kehren Frauen in ihren Beruf zurück, bedeutet dies für viele oftmals den Wechsel von Voll- in Teilzeitbeschäftigung. Das ist mit finanziellen Nachteilen verbunden, zumal die Stundenverdienste von Teilzeitbeschäftigten niedriger sind als die der Vollzeitbeschäftigten.

"Die Zahlen machen deutlich: Wir müssen beispielsweise mit dem Ausbau der Ganztagsangebote im Kindergarten- und Schulbereich die Voraussetzung dafür schaffen, damit Familie und Beruf besser vereinbar sind. Ferner zeigt sich einmal mehr, wie dringend notwendig Mindestlöhne in Branchen mit geringen Einkommen sind. Sie kämen jeder vierten Frau zugute. Auch mit dem Verständnis der Frau als Zuverdienerin in unseren sozialen Sicherungssystemen muss Schluss sein: Das Ehegattensplitting sollte reformiert werden. Bisher verfestigt es Ungleichheiten. Denn die Steuerersparnis wächst, je höher das Einkommensgefälle zwischen Mann und Frau ist. Das jetzige Splittingrecht sollte an die Realität mit einer rasant gestiegenen Zahl alleinerziehender Mütter und Väter angepasst werden. Viele Eltern leben ohne Trauschein zusammen. Eine Individualbesteuerung für beide ist gerechter als das Splitting: JedeR Steuerpflichtige soll mit dem persönlichen Einkommen nach Lohnsteuerklasse I besteuert werden. Bei ungleichen Einkommensverhältnissen wird ein pauschaler Betrag für den Unterhalt vom Besserverdienenden auf die PartnerIn übertragen. Ergebnis: Die großen Steuervorteile bei sehr hohen und ungleichen Einkommen zwischen Mann und Frau sinken. Das Geld, das der Staat so spart, kann er in bessere Kinderbetreuung investieren", erläutert Doris Hoch.