Cherbourger Straße - Tunnelpläne beerdigen

Cherbourger Straße - Tunnelpläne beerdigen

"Es wäre Wahnsinn, einen dreistelligen Millionenbetrag für einen Tunnel zur Entlastung der Cherbourger Strasse auszugeben. Die Lärm- und Abgasbelastung der Anwohner an den geplanten Tunnelein- und -ausgängen wäre unzumutbar und Sicherheitsprobleme sind in der engen Tunnelröhre vorprogrammiert. Die grüne Landtagsfraktion sowie die Stadtverordnetenfraktion setzen sich deshalb für eine Hafenzufahrt über niedersächsisches Gebiet im Bereich der Gemeinde Langen ein," erklärt die Vorsitzende der grünen Bürgerschaftsfraktion, Karoline Linnert, im Anschluss an den gestrigen Bremerhaventag ihrer Fraktion. Gemeinsam mit den Stadtverordneten und grünen KandidatInnen für die Wahl am 28. September informierten sich die grünen Landtagsabgeordneten vor Ort in der Seestadt. Auf dem Programm standen ein Rundgang über die Großbaustelle Zoo am Meer sowie Gespräche mit dem Bürgerverein gegen den Tunnelbau Cherbourger Straße und mit den SprecherInnen der Stadtteilkonferenz Lehe.

"Wir wollen nicht mit Steuergeldern die Lebensqualität in einem gewachsenen Wohngebiet zerstören. Bremerhaven braucht dringend neue Einwohner und darf seine Bürger nicht mit den Folgen einer absurden Verkehrspolitik vergraulen," erklärt die grüne Bürgerschaftsabgeordnete Helga Trüpel nachdem die Grünen den geplanten Streckenverlauf des Tunnels abgelaufen sind. "Die Alternative einer Hafenzufahrt über niedersächsisches Gebiet wurde bisher nicht ernsthaft vorangetrieben. Dies Versäumnis muss schnellstens nachgeholt werden. In Sonntagsreden lobt die Große Koalition gern die gemeinsame Landesplanung Bremen/Niedersachsen. Wenn es konkret wird, sieht es damit mau aus," kritisiert Trüpel. "Jetzt müssen schnellstens Gespräche mit der niedersächsischen Landesregierung und der Gemeinde Langen über den möglichen Streckenverlauf und die Kostenverteilung geführt werden." Karin Mathes, umweltpolitische Sprecherin der grünen Bürgerschaftsfraktion, verweist auf die Sicherheitsprobleme in dem extrem engen Tunnel : "Die Unfallgefahr wäre extrem hoch. Nur eine Tunnelröhre mit Gegenverkehr wird auch vom ADAC als sehr gefährlich eingestuft. Lastwagen mit gefährlichen Gütern dürften den Tunnel nicht benutzen. Ein wesentlich längerer Tunnel, der das Wohngebiet unbeschadet lässt und über zwei Röhren verfügt - eine für jede Richtung - ist nicht finanzierbar. Deshalb setzen wir auf die Hafenzufahrt über Langener Gebiet sowie schallreduzierte Unterführung im Bereich der Eisenbahnbrücke Cherbourger Straße."

Begeistert sind die Grünen vom Umbau des Zoos am Meer. Nach einem Rundgang über die Baustelle mit Christian Bruns von der STÄWOG lobt die Fraktionsvorsitzende Karoline Linnert das neue Konzept: "Endlich wird die einmalige Lage direkt am Wasser architektonisch genutzt. Die Möglichkeit künftig die Tiere über und unter Wasser beobachten zu können, wird die Besucher begeistern." Besondere Anerkennung verdient der sparsame Energie- und Wasserverbrauch. "Trotz der verdoppelten Nutzfläche mit entsprechend mehr Platz für die Tiere wird künftig weniger Energie und Wasser verbraucht als vor dem Umbau. Eine tolle Leistung - das senkt die Betriebskosten und hilft der Umwelt."

Im Gespräch mit den SprecherInnen der Stadtteilkonferenz Lehe wurden die Grünen über die besonderen Probleme des Stadtteils informiert. Nach der Sanierung der einmaligen Bausubstanz in den 80er Jahren gibt es aktuell viele Leerstände. Karoline Linnert war sich mit der grünen Spitzenkandidatin für die Stadtverordnetenwahl, Gerhild Engels, einig, dass der Magistrat sich zu sehr auf die Innenstadtsanierung und die Förderung von Neubauten konzentriert: "Bremerhaven muss mehr für die Pflege seiner Stadtteile tun. Statt Geld für neue Wohngebiete auf der grünen Wiese bereitzustellen, muss mehr in vorhandene Strukturen investiert werden."