Kurzbericht AG 1 „Kinder und Jugendliche“
Kurzbericht AG 1 „Kinder und Jugendliche“
Zur Frage „Welche Modelle gibt es in Bremen für Kinder und Jugendliche? Konzepte gegen Armut und Ausgrenzung in Jugendhilfe, Kindergarten und Schule“ diskutierten ca. 30 Fachleute und Interessierte. Von der Bundestagsfraktion der Grünen nahm Markus Kurth als Sprecher für Sozial- und Behindertenpolitik an der Arbeitsgruppe teil.
Jutta Mau von der Kindertagesstätte in der Kornstraße berichtete über die Arbeit und ihre Ansätze in der Einrichtung, mit den Herausforderungen umzugehen. Sie betonte, dass es eine gute Verzahnung zur Grundschule und zu verschiedenen Arbeitsgruppen im Stadtteil gäbe. Außerdem sei es von Vorteil, dass es eine gute „Mischung“ in der Einrichtung gäbe, dass sie auch mehrere Kolleginnen habe, die einen Migrationshintergrund mitbrächten, was die Arbeit mit den Kindern und ihren Eltern erleichtere.
Jürgen Möhlmann von der St. Petri Kinder- und Jugendhilfe hob hervor, dass die Durchführung, die Abrechnung und Berichterstattung bei den zu beantragenden Projektmitteln und Förderprogrammen sehr nervenzehrend und zeitintensiv sei. Er wünsche sich, dass die Struktur gestärkt und der bürokratische Aufwand verringert werde. Dies bedeute jedoch selbstverständlich weiterhin, dass qualitative Forderungen bei der Umsetzung an die Träger gestellt werden müssten.
Maresi Lassek vom der Grundschule am Pfälzer Weg weist u.a. darauf hin, dass Armut nicht nur Armut an Essen, Markenkleidung etc. … bedeute, sondern sehr unterschiedliche Facetten habe. So bedeute Armut auch Ausschluss von Aktivitäten, der Teilhabe am Leben im Stadtteil und der Stadt (Essen gehen, Ausflüge machen …). Außerdem bedeute Armut gerade in einem Stadtteil wie Tenever auch Ausschluss von guten Arbeitsmaterialien. So kommen Kinder mit den billigsten Plastikscheren in die Schule, mit denen sie nicht ordentlich arbeiten können. Dies muss eine Schule dann kompensieren, das kann sie aber häufig nicht leisten.
Diskussionspunkte und Forderungen:
- Wenn man von armen Kindern spricht, muss man auch von armen Eltern reden, von armen Einrichtungen – die Einrichtungen müssen hierbei wiederum mit vielen Vorurteilen kämpfen als Einrichtungen in bestimmten Stadt- bzw. Ortsteilen
- Das Beantragen von Mitteln und Geld muss deutlich vereinfacht werden. Die Materialien müssen den Einrichtungen selbstverständlich zur Verfügung stehen. Diese Arbeit kostet viel Zeit und Nerven.
- Zentrales Ziel zur Reduzierung von Armut muss es sein die Eltern und Kinder dazu zu befähigen, an unserer Gesellschaft teilhaben zu können. Dies muss von den Eltern zum Teil erst einmal erlernt werden.
- Die Eltern sollten darin unterstützt werden, dass sie sich trauen an der Gesellschaft teilzuhaben. Kinder sollen Verantwortung für ihr Lernen und das soziale Klima in der Schule übernehmen (Bsp. „Kinderkonferenzen“, die ihre Forderungen an die LehrerInnen und Schulleitung herantragen können und somit Einfluss auf den Schulbetrieb nehmen können).
- Die Einführung des kostenlosen Mittagsessens wird in der Arbeitsgruppe sehr begrüßt.
- Die eingeführte Ferienbetreuung wird stark nachgefragt, das wird positiv bewertet. Das Problem ist dabei jedoch, dass die Einrichtungen dieses Angebot selbst schultern müssen, was häufig zu Problemen führt.
- Es wird als positiv bewertet, dass die Kinder heute schon in der Regel mit drei Jahren in die Einrichtungen kommen, früher war das häufig erst mit fünf Jahren der Fall. Da können die Einrichtungen heute schon frühzeitig Kinder unterstützen, auch und gerade für Kinder mit Migrationshintergrund ist dies ein Gewinn.
- Armut ist nicht nur, monetäre Probleme zu haben. Eltern haben häufig keinen Schulabschluss und sind arbeitslos. Sie haben so keine Vorbildfunktion für ihre Kinder.
- Armut macht krank, die Lebensverhältnisse machen krank.
- Schulen brauchen mehr Hilfe, sie brauchen SchulsozialarbeiterInnen, da der Weg zum Jugendamt zu weit ist.
- Das Thema Gesundheit muss in den KTHs und Schulen ein großer Bereich sein (Ernährung, Zahnpflege ...).
- Die Forderung nach einer (kostenfreien) Kindergartenpflicht ab 3 Jahren wird kontrovers diskutiert. Als Vorteil wurde benannt, dass die Kinder noch früher unterstützt und gefördert werden können. Als Nachteil wurde gesehen, dass dies möglicherweise dazu führe, dass die Standards abgesenkt werden müssten. Die Eltern, die Geld haben, melden ihre Kinder dann eher in privaten Kindertagesstätten an, dies verstärke jedoch die soziale Spaltung in der Stadt.