Interview
Keine Ausbeutung mehr für Bremen
Keine Ausbeutung mehr für Bremen
Bremer Behörden kaufen jährlich Waren für rund 180 Millionen Euro ein – vom Schulmobiliar über Pflastersteine bis zu Uniformen. Mit grüner Regierungsbeteiligung soll die damit verbundene Marktmacht fortan besser genutzt werden. Zugleich sollen beim Einkauf nach dem Motto 'global denken – lokal handeln' soziale und ökologische Kriterien berücksichtigt werden. Anlässlich der Fairen Woche erläutert Maike Schaefer, entwicklungspolitische Sprecherin von Bündnis 90/DIE GRÜNEN, wie Bremen seinen Teil zur Durchsetzung des fairen Handels beitragen kann.
Warum wird das Bremer Beschaffungswesen reformiert?
Wir wollen zeigen, dass wir uns unserer globalen Verantwortung bei öffentlichen Beschaffungen und Vergaben bewusst sind. Es geht dabei um die Beschaffung von qualitativ hochwertigen Waren, die ökologischen und sozialen Kriterien, TransFair- und Menschenrechtsstandards entsprechen. Das bedeutet konkret, dass wir keine Produkte mehr kaufen wollen, die durch ausbeuterische Kinderarbeit oder in Strafgefangenlagern, unter miesen ökologischen Bedingungen oder von Bauern, die nicht genug Geld für ihre Ware bekommen, um davon sich und ihre Familien zu ernähren, hergestellt werden. Der faire Handel soll den ProduzentInnen in den Entwicklungsländern Chancen bieten, 'gerechte', also über dem Weltmarktniveau liegende Preise für den Verkauf ihrer Produkte zu erzielen. Durch die Förderung sozialer und ökologischer Projekte sollen ihre Lebensbedingungen verbessert werden. Fairer Handel ist ein Beitrag zur Armutsbekämpfung! Armutsbekämpfung bedeutet mehr Chancen der Menschen auf Bildung und Gesundheit. Das bedeutet einen Beitrag zur Vermeidung von Krisen und Krieg, von Flüchtlingsströmen und Vertreibung.
Faire Waren kosten mehr als andere. Kann sich Bremen das überhaupt leisten?
Bisher galt als ausschlaggebendes Vergabekriterium der Preis. Bislang musste fast jede Verwaltung oder Schule einzeln die Angebote vergleichen und prüfen, um vergleichsweise kleine Mengen an benötigten Utensilien zu bestellen. Das wollen wir ändern. Die Idee, öffentliche Beschaffungen zu zentralisieren und damit bessere Preis-Konditionen durch höhere Bestellmengen zu erzielen, macht es möglich, dass auch soziale und ökologische Kriterien berücksichtigt werden können. Dieses Verfahren ist arbeitssparend und wirtschaftlich sinnvoll. Das spart Geld – trotzdem stimmt die Qualität. Durch die neue Organisationsstruktur sollen mehr transparente Informationen über AnbieterInnen und Produkte, die Bündelung der Nachfragestärke und eine aktive Steuerung des Einkaufs erreicht werden.
Wie lässt sich sicherstellen, dass wirklich fair gehandelt ist, wo fair draufsteht?
Ein wichtiger Baustein ist die Vermittlung von Informationen über den fairen Handel. Spezielle Gütesiegel sollen den KonsumentInnen helfen, sich in der immer breiter werdenden Palette der Angebote zurechtzufinden. Diese Siegel garantieren den VerbraucherInnen durch die Erfüllung strenger Auflagen – die durch regelmäßige Kontrollen gewährleistet werden –, dass die von ihnen erworbenen Produkte unter menschenwürdigen Bedingungen hergestellt werden und einen Beitrag dazu leisten, dass sich die soziale und wirtschaftliche Lage der ProduzentInnen verbessert. Ich wünsche mir, dass fortan nur noch Waren mit entsprechenden Gütesiegeln bei der öffentlichen Beschaffung bestellt werden. Gütesiegel, die garantieren, dass bei der Herstellung die Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation eingehalten wurden, die garantieren, dass die Produkte nicht aus Kinderarbeit entstanden sind oder dass faire Preise bezahlt wurden, die den HerstellerInnen und LandwirtInnen das Auskommen für sich und ihre Familien sichern. Zu diesen Gütesiegeln gehören unter anderem TransFair, Fower Label, Rugmark, FAITRADE certified Cotton.
Hier findet sich das Programm der fairen Woche in Bremen