Statement zum Frauentag
Statement zum Frauentag
Der 8. März, der internationale Frauentag, steht vor der Tür. Es scheint an der Zeit, wieder einmal die alten Schlagworte der Frauenbewegung aus den Schränken zu holen und abzustauben.
Selbstbestimmung und Solidarität waren solche zentralen Schlagworte. Und sie müssen tatsächlich abgestaubt werden. Sie allein taugen nicht für eine Gesellschaft, in der fast 20 Prozent der Menschen eine Migrationsbiographie und damit einen anderen kulturellen Hintergrund haben. Etwas muss hinzukommen: Diversity, Vielfalt.
Immer noch sind Selbstbestimmung und Solidarität zwei Ideale, an denen sich Frauen auf dem Weg zu Chancengleichheit und Freiheit von Bevormundung orientieren. Aber die Diskussion um den "neuen Feminismus" von heute findet weitgehend unter dem Ausschluss der Migrantinnen statt. Aber gerade diese sind es, die heute vielfach mehr unter den klassischen Unterdrückungsformen einer immer noch männerdominierten Gesellschaft leiden als ihre einheimischen Schwestern: schlechtere Bildungschancen, ungleiche Entlohnung für gleiche Arbeit, Bindung an eine ausschließlich dienende Rolle in Ehe und Familie, Verweigerung des Rechtes auf eigene Lebensmodelle, sexuelle und "gewöhnliche" Gewalt.
Dass viele Migrantinnen gegenüber diesen Unterdrückungsformen eigene Wege gehen, ist für so manche Feministin schwer hinnehmbar. Es ist aber ein Teil der kulturellen Vielfalt, um die es in einer multikulturellen, globalisierten Gesellschaft geht. Auch Frauen, die traditionellere Ausdrucksformen für ihre eigene Identität vorziehen als das moderne abendländische Modell vorsieht, verdienen die Solidarität der Frauenbewegung. Auch ihnen muss Selbstbestimmung zugestanden werden.
Die Frauenbewegung in Deutschland sollte den 8. März zum Anlass nehmen, sich diesen Überlegungen stärker als bisher zu öffnen. Auch der Feminismus kann ein bisschen interkulturelle Öffnung vertragen.