Umwelt- und Naturschutz

Bäume besser schützen!

Baum by AGrigorjeva iStock

Baum by AGrigorjeva iStock

Der Baumschutz ist ein zentrales grünes Thema. Wir setzen uns für den Erhalt und den Schutz des Baumbestandes in Bremen ein. Bäume erhöhen die Lebensqualität in der Stadt erheblich, weil sie das Stadtklima verbessern. Sie produzieren Sauerstoff, reinigen die Luft, bieten zahlreichen Tieren und Insekten einen Lebensraum und spenden im Sommer Schatten. Zudem tragen sie zu einer hohen Aufenthaltsqualität bei und damit zu mehr Lebens- und Wohnqualität.

I. Darum sind Bäume so wichtig

Der Schutz der rund 290.000 Park- und Straßenbäume und Bäume in privaten Gärten in Bremen ist ein wichtiger Bestandteil des Naturschutzes. Ziel des Baumschutzes ist es, den Baumbestand im Land Bremen zu pflegen und zu erhalten und die damit verbundene Tier- und Pflanzenwelt zu schützen. Beschädigungen oder Fällungen sollen so weit wie möglich vermieden werden. Kommt es zu Fällungen, müssen in der Regel Ausgleichmaßnahmen erfolgen.

Manchmal lassen sich Fällungen nicht vermeiden, so sehr der Verlust von alten Bäumen dann auch schmerzt. Ein Beispiel hierfür sind die Platanen am Neustädter Deich. Die Bäume sind für die Stadtstrecke prägend. Es wurde ausgiebig geprüft, ob die Erhöhung der Deiche mit dem Erhalt der Platanen möglich ist. Aufgrund der schmalen Straßenführung ist dies nicht möglich, ohne einen ausgiebigen Kronenschnitt und ohne die Wurzeln der Platanen so zu schädigen, dass die Bäume abgängig sind. Dies haben Untersuchungen eines unabhängigen Baumgutachters bestätigt. In diesem Fall geht der Schutz von Leben und Gut vor Baumschutz. Aber gerade hier ist es wichtig, dass nicht nur nach den Hochwasserschutz-Baumaßnahmen die Bäume vor Ort wieder durch Neuanpflanzungen ersetzt werden, sondern darüber hinaus müssen im Sinne des Klimaschutzes noch zusätzliche Bäume, gegebenenfalls auch an anderen Orten, angepflanzt werden, denn ein junger Baum kann nicht die ökosystemaren Funktionen (CO2-Bindung, Sauerstoffproduktion) eines großen alten Baumes alleine kompensieren. Es ist geplant, die 136 Platanen durch 500 neue Bäume zu ersetzen.

In einer wachsenden Stadt mit dem Ziel der Innenentwicklung gilt es die beiden Ziele ‚größtmöglicher Erhalt von Bäumen’ und ‚Schaffung von neuem Wohnraum’ in Einklang zu bringen, denn nur so können wir den ökologisch sinnvollen Erhalt von Grünflächen am Stadtrand wahren. Bei großen Bauvorhaben wie am Hulsberg müssen Bäume weichen. Dennoch setzen wir uns dafür ein, dass so viele der alten Bäume erhalten werden, wie möglich ist. Dazu gehört auch der Schutz von alten Bäumen auf dem Klinikpark-Gelände.

Rechtliche Grundlage für den Baumschutz in Bremen sind das Bundesnaturschutzgesetz und die Bremische Baumschutzverordnung. Bäume sind für das Stadtklima von besonderer Bedeutung. Mit der von der Europäischen Kommission im Mai 2013 veröffentlichten Strategie zur Grünen Infrastruktur wird der Schutz von Bäumen auch auf europäischer Ebene als ein Kernthema der zukünftigen Stadtentwicklung anerkannt.
Bäume sind besonders wichtig für das Klima in der Großstadt. Durch Photosynthese binden sie Kohlendioxid und produzieren Sauerstoff. Die Blätter absorbieren dabei auch Umweltgifte, wie Ozon, Kohlenmonoxyd, Schwefeldioxid und geben sie als Sauerstoff wieder ab. Bis zu 1000 Kilogramm Staub kann ein Baum durchschnittlich im Laufe seines Lebens aus der Luft herausfiltern. An einem sonnigen Tag kann er hunderte Liter Wasser verdunsten und erhöht so die Luftfeuchtigkeit. Dadurch kühlt seine Umgebung um einige Grad ab. Straßenbäume spenden Schatten und sorgen dafür, dass es in den Straßen nicht zu heiß wird. Bäume mildern somit den Aufheizungseffekt in der Stadt ab. Der Temperaturunterschied kann an heißen Tagen auf Straßen mit Bäumen und Straßen ohne Bäume bis zu 6 Grad betragen. Durch den Temperaturunterschied zwischen Bäumen und bebauter Umgebung entsteht eine Luftbewegung, die im Sommer zusätzlich kühlt. Bäume mindern Straßen- und Bahnlärm und sie versperren den Blick auf jene Lärmquellen. Sie sind ein Lebensraum für Vögel, Fledermäuse, Käfer, Schmetterlinge und Insekten. Große Niederschlagsmengen bei Regen und Hagel werden von Bäumen zurückgehalten. Bäume absorbieren Wasser, speichern es und reduzieren somit die Gefahr von Überflutungen. Und zuletzt: gibt es Bäume in der Stadt, steigert das das allgemeine Wohlbefinden der Menschen in ihrer Umgebung.

Bäume in der Stadt haben es allerdings schwer: Ihr Wurzelraum ist oft stark eingeschränkt, durch die vielen versiegelten Flächen bekommen sie teilweise zu wenig Wasser. Streusalz, Hunde-Urin, Feinstaub, Schädlingsbefall, Krankheiten, aber auch die durch den Klimawandel bedingten Witterungsextreme wie sommerliche Hitze- und Dürreperioden setzen den Bäumen zusätzlich zu. Daneben werden Bäume durch Baumaßnahmen in einigen Fällen so stark beschädigt, dass sie gefällt werden müssen.  Es ist ökologisch notwendig, den Baumbestand kontinuierlich zu schützen, zu pflegen und auch zu erneuern. Dazu gehört auch die Ausdünnung von Gehölz bei zu großer Baumdichte, damit vitale Bäume genug Raum und Licht haben, um sich gesund zu entwickeln und zu wachsen.

In den folgenden Punkten ist aufgeführt, wie wir den Baumschutz in Bremen verbessern wollen.

II. So wollen wir Bäume besser schützen

Immer mehr Menschen wohnen wieder in der Stadt. Dadurch steigt auch der Bedarf an Grün- und Freiräumen. Insbesondere diejenigen, die keinen eigenen Garten haben, sind auf öffentliche Grünflächen angewiesen. Durch die Urbanisierung wächst auch der Druck auf die Stadtplanung. Der vorhandene Raum wird zum knappen Gut, auch die Natur- und Freiräume stehen in Konkurrenz mit wirtschaftlichen und städtebaulichen Interessen. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, die Innenentwicklung der Stadt im Sinne der „Biotope City“ als eine Form von Natur zu denken und zu planen. Bäume gehören dabei in den Städten zu den wenigen – kostengünstigen – Möglichkeiten, mehr Grün zu schaffen.

  • Ein besonderes Augenmerk muss auf dem Erhalt des Baumbestandes liegen. Besonders alte Bäume sind wertvoll für das Stadtklima, weil sie große Mengen an Sauerstoff produzieren. Um die „Produktivität“ eines Altbaumes zu kompensieren, müssten zahlreiche Jungbäume nachgepflanzt werden. Altbäume sind deshalb besonders schützenswert und sollten möglichst erhalten bleiben oder  nur gefällt werden, wenn von ihnen eine Gefahr z. B. für die Verkehrssicherheit ausgeht. Daneben muss die Anzahl der Bäume dort erhöht werden, wo es zu wenige Bäume gibt. Besonders im Zuge der Innenentwicklung ist darauf zu achten, dass die Zahl der Bäume nicht verringert wird. Wir fordern deshalb ein entsprechendesKonzept, das Innenentwicklung und Schutz des Baumbestandes in Einklang bringen soll.  Hierzu gehört auch, dass darauf geachtet wird, dass auf Bauflächen alter Baumbestand besonders geschützt wird und möglichst erhalten bleibt. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Baugebiet Aumunder Wiesen in Bremen-Nord, wo der Baumgürtel erhalten blieb und die Gebäude darum angesiedelt wurden. Zudem wurde dort festgelegt, dass auch nur heimische Arten sowohl als Straßenbegleitgrün als auch in den Privatgärten angepflanzt werden dürfen. Wir wünschen uns, dass diesem positiven Beispiel noch mehr folgen und geprüft wird, ob und wie die Ortssatzung zu gestalten ist, damit zugunsten der heimischen Flora und Fauna ökologisch wertvolle Arten auch in den Gärten angepflanzt werden dürfen.
  • Bremen ist eine grüne Stadt mit zahlreichen Parks und Naturräumen. Allerdings mangelt es gerade in den dichtbebauten Innenstadt-Quartieren an Grünflächen, die für Wohnqualität, Naherholung, Freizeit und ökologisch-klimatischen Ausgleich so wichtig sind. Wir wollen prüfen lassen, welche innerstädtischen Flächen zur Schaffung von kleinen Baum-Grünräumen in den jeweiligen Stadtteilen in Frage kommen. Hierzu könnten unter anderem auch versiegelte Flächen wie Parkplätze geprüft werden, in deren Zwischen- und Randbereichen Bäume gepflanzt werden können, die gleichzeitig für Schatten im Sommer sorgen.
  • Wir setzen uns dafür ein, dass Flächen gefunden werden, zum Beispiel durch das Poolen von brachliegenden Kleingartenflächen, auf denen Bäume, die nicht an Ort und Stelle von zum Beispiel Baumaßnahmen nachgepflanzt werden können, angepflanzt werden. So könnte im Lauf der Zeit als Mehrgenerationenprojekt eine Waldfläche entstehen.
  • Die Begrünung des Domshofes streben wir unter Berücksichtigung von Denkmalschutzaspekten an. Dies ist nicht nur schön für das Auge, sondern sorgt im Sommer für ein angenehmes Klima mitten in der Innenstadt.
  • Bei Baumkompensationen ist darauf zu achten, dass nur heimische und robuste an die urbanen Herausforderungen angepasste Bäume nachgepflanzt werden, die den sich ändernden Herausforderungen durch den Klimawandel besonders gewachsen sind.
  • Immer wieder müssen Bäume bei Bauprojekten weichen. Die Gesetzgebung verlangt bei Fällungen entsprechende Ausgleichsmaßnahmen. Der Schutz bestehender Bäume ist bei einem genehmigten Bebauungsplan jedoch aufgehoben. Bäume können dann jederzeit gefällt werden, auch während der Brut- und Setzzeit. Wir wollen, dass entsprechende Schutzregelungen geprüft werden.
  • Wir erwarten, dass Baumfällungen nicht monetär abgegolten werden, sondern reell durch Neupflanzungen kompensiert werden. Dies soll möglichst standortnah erfolgen.
  • Der Baum-Schutzbereich orientiert sich bislang an der sogenannten Baumscheibe, dem Boden um das untere Ende des Baumstamms. Wir begreifen Baumschutz als Baumstandortschutz. Denn der Wurzelbereich eines Baumes reicht oft wesentlich weiter als der Baumscheibenbereich. Wir wollen, dass künftig auch die Baumkrone den Schutzbereich markiert. Erdarbeiten rund um den Baum dürfen dann nur noch bis zur Kronengrenze erfolgen, innerhalb der Kronengrenze dürfen Arbeiten nur unter Auflagen erfolgen. Dabei muss sichergestellt sein, dass das Wurzelwerk möglichst nicht beschädigt wird.
  • Bremen hat sich auf Initiative der Grünen für einen besseren Baumschutz bei Bauarbeiten im Straßenbereich ausgesprochen. Um die Bäume in Baugebieten zu schützen, hat die Behörde u.a. die Absicht bekundet, Kontrollen der Baustellen zu erhöhen und die Hinzuziehung von Baumsachverständigen häufiger anzuordnen. Darüber hinaus sollen Baufirmen regelmäßige Informationen für einen wirksamen Baumschutz erhalten. Außerdem wollen wir die Verursacher von Baumschäden im Zuge von Bauarbeiten stärker in die Verantwortung nehmen. Wenn Bäume nach einer Frist von bis zu 5 Jahren nach Beendigung der Baustelle Schädigungen aufweisen, soll geprüft werden, ob die Baufirma Verursacher der Schädigung ist. In diesem Fall muss die Baufirma den entstandenen Schaden wiedergutmachen. Firmen, die mehrfach gegen Baumschutzauflagen nachweislich verstoßen haben, sollen von öffentlichen Aufträgen ausgeschlossen werden.
  • Ferner wollen wir, dass der Baumschutz auch bei genehmigungsfreien Bauvorhaben sichergestellt wird.
  • Wir müssen die Rolle der Baumgutachter stärken. Besonders bei der Dokumentation des Zustandes der Bäume bei öffentlichen/privaten Baumaßnahmen bedarf es der Kompetenz und der regelmäßigen Kontrolle  von geschulten Baumfachleuten, um die durch Bauarbeiten entstandenen Schäden geltend zu machen.
  • Oft werden Autos oder Fahrräder auf den Baumscheiben abgestellt. Dies ist schädlich für die Bäume. Ein Parken oder Abstellen von Fahrzeugen und Gegenständen auf Baumscheiben muss konsequent durch einen wirksamen Schutz verhindert werden. Hierzu sollen vermehrt Baum-Poller als Schutz der Bäume vor Parkbuchten bzw. verbindlich bei allen Baumaßnahmen im öffentlichen Straßenraum angebracht werden.
  • Baumschutz muss zwingend auch in den Kleingartengebieten gelten. Es kann in Zeiten des Klimawandels nicht sein, dass alte große Bäume beim Pächterwechsel gefällt werden müssen, da Bäume laut Bundeskleingartengesetz nicht in Kleingartengebieten stehen dürfen. Hier bedarf es einer Reform des Bundeskleingartengesetzes, für die wir Grünen uns stark machen werden.
  • Wir wollen, dass die pauschalen Abstandsregelungen überarbeitet werden. Derzeit darf jeder Baum gefällt werden, der weniger als vier Meter Abstand zu zugelassenen baulichen Anlagen, die der Wohnungsnutzung dienen, aufweisen. Für einen nachhaltigen Baumschutz muss diese Abstandregelung unter Berücksichtigung der für den Erhalt der Bäume notwendigen Wuchsgebiete überarbeitet werden. Der Baum sollte nur gefällt werden dürfen, wenn gutachterlich belegt ist, dass er Schäden am Gebäude verursacht.
  • Wir wollen, dass einzelne Bäume und Baumbestände vermehrt als Naturdenkmäler im Rahmen des Bremischen Naturschutzgesetzes (§§ 19 und 20 BremNatG) ausgewiesen werden. Bäume sind ebenso schutzbedürftig wie Baudenkmäler. In Konflikten mit dem Denkmalschutz muss eine sorgsame Abwägung und Einzelfallentscheidung stattfinden.
  • Der Umweltbetrieb Bremen bietet ein Baumpatenschaften-Programm an, das Baumspenden ermöglicht. Neben einer noch besseren Bewerbung dieses Programms wollen wir vor allem auch AnwohnerInnen dazu ermuntern, Pflegepatenschaften für „ihren“ Baum vor der Tür zu übernehmen. Eine solche Pflegepatenschaft kann z. B. das Bewässern im Sommer oder die Beseitigung von Müll beinhalten. Hierzu sollte nach Vorbild anderer Städte ein Aktionsprogramm mit niedrigschwelligen Angeboten zur Förderung privaten Engagements aufgelegt werden.
  • Die Bremische Baumschutzverordnung hat sich bewährt und muss im Sinne des Baumschutzes weiterentwickelt werden. Eine Lockerung der in der Baumschutzverordnung aufgeführten Vorschriften lehnen wir ab. Zudem sollen B-Pläne hinsichtlich des Grünbestandes und den geplanten Veränderungen transparenter und verständlicher werden.

Bremen, 24. April 2017